Betonschleife

Picture of Words & Photography: Karin Bürki

Text & Bilder: Karin Bürki

Three Loops, Betonschleife, Ralph Bänziger, Zurich 1977, Brutalism, © Karin Bürki/Heartbrut. Explore more on Heartbrut.com
Brutalistische Wohnsiedlungen führten einen neuen und radikalen Spielplatztyp ein: Polygonale Elemente, Betonwände mit Löchern und Rampen aus Beton sollten die Kinder ermutigen, etwas zu wagen und die harte Welt da draussen zu erkunden. Einer der markantesten brutalistischen Spielplätze befindet sich in der Sozialsiedlung Grünau in Zürich-Altstetten.

Der Chefarchitekt Walter Moser wusste nicht, was er mit dem Pausenhof anfangen sollte, und bat Ralph Bänziger, einen Juniorarchitekten im Team, den Schulkindern etwas zum Spielen zu geben. Bänziger entwarf drei begehbare Betonschleifen. Die Spielskulptur variiert in der Farbe von «brut» bis zu ausgewaschenem Terrakotta und fügt sich elegant in den Schulhof und die Mauer ein, die die Schule von der Wohnüberbauung trennt. Ursprünglich umfasste sie auch ein flaches Wasserbecken, dessen Unterhalt sich jedoch bald als zu teuer erwies. Bänzigers Betonschleifen waren ein Volltreffer. Allerdings nicht ganz so, wie er es sich vorgestellt hatte.

Zwar diente Max Bills «Infinity Loop» (1947) als Stilvorbild, aber für die Kids waren die Loops schlicht und einfach die perfekten Skaterrampen - sowohl die Spielskulptur als auch der neue Hype kamen 1977 in Zürich an. Bänziger und die Schulleitung erwiesen sich da allerdings als weniger spielfreudig. Prompt wurden Metallleisten angebracht, die den Spass weitgehend verdarben. Aber die harte Oberfläche birgt immer noch Gefahren, und die brutalistische Sozialbauästhetik eignet sich bestens für Hip-Hop-Videos, was die anhaltende Anziehungskraft der Loops erklären mag.
Im freudlosen Lockdown-Winter 2021 erklärte der Tages-Anzeiger die Betonschleife zu einer der wenigen Zürcher Gutelaune-Skulpturen: «Es sieht so aus, als hätte jemand mit überdimensionierten Kaugummistreifen weiche, elastische Wellen hingeworfen».

© Karin Bürki/Heartbrut

© Karin Bürki/Heartbrut

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Goetheanum, Rudolf Steiner, Dornach, 1924-1928, Swiss Brutalism, © Karin Bürki/Heartbrut. Explore more on Heartbrut.com
Franziskushaus, abandoned former retreat house, conference centre and student campus, Otto Glaus, 1969, Swiss brutalism. Explore more on Heartbrut.com
Église Saint Nicolas, Walter Maria Förderer, Hérémence, 1967-1971, Swiss Brutalism, © Karin Bürki/Heartbrut. Explore more on Heartbrut.com
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