Hardau, Zurich, 1978, Brutalism, © Karin Bürki. Explore more on Heartbrut.com

Hardau

Text & Bilder: Karin Bürki

Text & Bilder: Karin Bürki

Mini-Manhattan auf Zürcher Art

Die vier markanten Hardau-Türme brachten eine willkommene Dramatik und Grosstadt-Atmosphäre nach Zürich, das in den 1970er Jahren noch weitgehend frei von Hochhaussiedlungen war. Die von der Stadt als innovative Lösung für die damals stark wachsende Anzahl wohnungssuchender Singles und Pensionäre in Auftrag gegebene Siedlung wurde vom einheimischen Architekten Max P. Kollbrunner realisiert. Sie umfasst neben den unterschiedlich hohen Türmen auch mehrere Wohnblöcke. Man kann hier sozusagen sein ganzes Leben verbringen, denn das Angebot reicht von Kindergarten und Gemeinschaftsräumen über Einkaufsmöglichkeiten, einer Tanzschule und Tankstelle bis hin zum Altersheim. Kollbrunners Kombination aus Manhattan und pragmatischer Schweizer Schule beweist, dass urbane Brutalismus-Siedlungen den Zeiten und Trends mit Bravour und Biss trotzen können.

Kollbrunners smarteste Design-Lösung war jedoch zweifellos der Einsatz von pigmentiertem Beton mit rauem, scharrierten Finish. Er gab der Hardau nicht nur ihr Markenzeichen, sondern signalisierte auch eine hoch willkommene Abkehr vom Gettograu, in dem Mitte der Siebzigerjahre die überwiegende Mehrzahl der Betongrossüberbauungen gefangen war. Die Töne changieren zwischen dunklem Aubergine an Regentagen und pudrigem Ocker bei Sonnenschein, was der Siedlung einen Hauch von mediterraner Leichtigkeit verleiht.
Der Schottenbau war ursprünglich für Alleinstehende und ältere Ehepaare konzipiert, da die Stadt damals Hochhäuser als «nicht geeignet für Familien und Kinder» betrachtete. Begründung: Die Beaufsichtigung der Kinder sei aus den oberen Stockwerken nicht gewährleistet. Generationen von Hochhauskindern sind trotzdem unbeschadet gross geworden. Nach einer schwierigen Phase in den Achtzigern und Neunzigern ging es mit der Siedlung diesseits der Jahrtausendwende dank verschiedener Aufwertungsprogrammen wieder bergauf. 2007 wurden im Zuge einer umfassenden Sanierung die 2.5- Zimmerwohnungen in den oberen Stockwerken zu grösseren Einheiten zusammengelegt. Heute ist die Hardau wieder hip. Sie beherbergt einen vielfältigen Mietermix, der von Familien, Arbeiterinnen und Angestellten bis zu jungen Kreativen und Pensionären reicht.

© Karin Bürki/Heartbrut

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