Er steht direkt neben dem Bahnhof und ist allen, die regelmässig mit dem Zug von Zürich nach Basel unterwegs sind, ein vertrauter Anblick. Für die meisten ist der Neumarkt Brugg einfach ein weiterer Betonklotz, wie er auf der Fahrt durchs Mittelland hundertfach am Fenster vorbeirauscht. Dabei war das Einkaufszentrum mit direktem Bahnanschluss das Herzstück eines wegweisenden, verkehrsfreien Gestaltungsplans aus den Sechzigerjahren. Die Umsetzung geriet weniger visionär. Als der topmoderne Migros-Supermarkt im Sockelgebäude am 13. März 1975 endlich eingeweiht wurde, herrschte Wirtschaftskrise. Es dauerte nicht lang, bis der Brutalismusbau den Spitznamen «Bunker auf Stelzen» abkriegte.
Der der vom Aargauer Architekt Gabriel Droz entworfene Neumarkt gliedert sich in ein langes, flaches Rechteck mit Einkaufszentrum und Parkhaus und zwei unterschiedlich hohen Bürotürme in Windmühlenform auf. Ein auskragendes Fensterband aus vorfabrizierten Betonlamellen verbindet die beiden Gebäudeteile im Terrassenbereich. Die glatte, stromlinienförmige Tech-Fassade der Türme mit ihren abgerundeten Ecken schielt unverhohlen auf die Finanz-und Wirtschaftszentren Zürich und Genf, während der behäbige Shoppingteil mit seiner grob gestockten Betonstruktur fest im tiefen Schweizer Mittelland verwurzelt bleibt.
Abgesehen von einer neuen Aluminiumverkleidung und allgemeinen Instandsetzungen ist der Neumarkt bisher von Verjüngungsplänen verschont geblieben. Und so wartet der einstige Pionier und heutige Pensionär trotzig weiter auf den nächsten Zug.