Neumarkt Brugg, Shopping Centre, Office Tower, Gabriel Droz, Brugg, 1971-1976, © Karin Bürki/Heartbrut, Swiss Brutalism. Explore more on Heartbrut.com

Neumarkt Brugg

Text & Bilder: Karin Bürki

Text & Bilder: Karin Bürki

Bloss ein weiteres Betonmonster? Bei der nächsten Fahrt im Schnellzug an Brugg vorbei lohnt sich ein frischer Blick auf den «Bunker auf Stelzen».

Er steht direkt neben dem Bahnhof und ist allen, die regelmässig mit dem Zug von Zürich nach Basel unterwegs sind, ein vertrauter Anblick. Für die meisten ist der Neumarkt Brugg einfach ein weiterer Betonklotz, wie er auf der Fahrt durchs Mittelland hundertfach am Fenster vorbeirauscht. Dabei war das Einkaufszentrum mit direktem Bahnanschluss das Herzstück eines wegweisenden, verkehrsfreien Gestaltungsplans aus den Sechzigerjahren. Die Umsetzung geriet weniger visionär. Als der topmoderne Migros-Supermarkt im Sockelgebäude am 13. März 1975 endlich eingeweiht wurde, herrschte Wirtschaftskrise. Es dauerte nicht lang, bis der Brutalismusbau den Spitznamen «Bunker auf Stelzen» abkriegte.

Der der vom Aargauer Architekt Gabriel Droz entworfene Neumarkt gliedert sich in ein langes, flaches Rechteck mit Einkaufszentrum und Parkhaus und zwei unterschiedlich hohen Bürotürme in Windmühlenform auf. Ein auskragendes Fensterband aus vorfabrizierten Betonlamellen verbindet die beiden Gebäudeteile im Terrassenbereich. Die glatte, stromlinienförmige Tech-Fassade der Türme mit ihren abgerundeten Ecken schielt unverhohlen auf die Finanz-und Wirtschaftszentren Zürich und Genf, während der behäbige Shoppingteil mit seiner grob gestockten Betonstruktur fest im tiefen Schweizer Mittelland verwurzelt bleibt.

Abgesehen von einer neuen Aluminiumverkleidung und allgemeinen Instandsetzungen ist der Neumarkt bisher von Verjüngungsplänen verschont geblieben. Und so wartet der einstige Pionier und heutige Pensionär trotzig weiter auf den nächsten Zug.

Der Spatenstich für den Neumarkt erfolgte 1971. Da der Eigentümerin Migros Aargau/Solothurn kurz vor Vollendung des Sockelbaus das Geld ausging, verkaufte sie die Liegenschaft im Dezember 1974 der Viktor Kleinert AG. Das Einkaufszentrum wurde 1975 eingeweiht. Wenig später wurde mit dem Bau der beiden Bürotürme begonnen. Sie wurden im September 1976 fertiggestellt.
In den Sechzigerjahren wollte der Brugger Stadtrat und eine fortschrittliche Gruppe um den Architekten Hans Ulrich Scherer die Altstadt in ein autofreies «Citygebiet» mit Warenhäusern, Läden, Restaurants und Gewerbe verwandeln. Zur Erinnerung: Das war auf dem Höhepunkt des Autozeitalters, als Einkaufszentren auf der grünen Wiese, boomten. Das Projekt war aber auch sehr umstritten. Es folgten Jahre erbitterter Auseinandersetzungen um Grundstücke und Investoren. In den 1980er Jahren kamen zwei weitere Einkaufszentren hinzu. Derzeit wird das Neumarkt-Areal umfassend revitalisiert.
Neumarkt Brugg, Shopping Centre, Office Tower, Gabriel Droz, Brugg, 1971-1976, © Karin Bürki/Heartbrut, Swiss Brutalism. Explore more on Heartbrut.com

© Karin Bürki/Heartbrut

© Karin Bürki/Heartbrut

Palais des Congrès, Conference Centre, Swimming Pool, Max Schlup, Biel/Bienne, 1961-1965, © Karin Bürki/Heartbrut, Swiss Brutalism. Explore more on Heartbrut.com
Swissmill Tower, Haarder Haas Partner, Zurich, 2013-2016, Swiss Brutalism, © Karin Bürki/Heartbrut. Explore more on Heartbrut.com
Unteraffoltern II, Georges-Pierre Dubois, Zurich, 1967-1970, Swiss Brutalism, © Karin Bürki/Heartbrut. Explore more on Heartbrut.com
Église Saint Nicolas, Walter Maria Förderer, Hérémence, 1967-1971, Swiss Brutalism, © Karin Bürki/Heartbrut. Explore more on Heartbrut.com

Bleibe auf dem Laufenden über Neuigkeiten, Produktnews, Special Events und saisonale Treats (in englischer Sprache). Wir teilen deine Kontaktangaben nicht mit Dritten.

Mit deiner Anmeldung nimmst du unsere Datenschutzerklärung zur Kenntnis.

Scroll to Top