Landesmuseum, Swiss National Museum, Extension, © Karin Bürki. Explore more on Heartbrut.com

Fünf grossartige, vom Brutalismus inspirierte zeitgenössische Museumsbauten in der Schweiz, die immer einen Besuch wert sind

In Zürich, Basel, Lausanne und im Tessin
Karin Bürki

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Text & Bilder: Karin Bürki

Wenn dein Herz für zeitgenössische Kunst und rohe Betonarchitektur schlägt, ist die Schweiz deine Traumdestination. Viele Museen bieten sowohl Kunst von Weltrang als auch wegweisende Architektur der führenden Büros der Gegenwart. Ich habe fünf der besten aus allen Ecken des Landes für deinen nächsten Städtetrip oder Kultur-Ausflug ausgewählt. Viel Spass beim Entdecken.

Landesmuseum Erweiterungsbau, Zürich

Landesmuseum, Swiss National Museum, Extension, © Karin Bürki. Explore more on Heartbrut.com

© Karin Bürki/Heartbrut

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Das Schloss aus dem 19. Jahrhundert und die Skulptur aus dem 21. Jahrhundert mögen auf den ersten Blick wenig gemeinsam haben. Doch die massgefertigte Tuffbetonhülle, die polierten Betonpalazzoböden und die massive Bauweise des neuen Flügels greifen charakteristische Merkmale des Altbaus auf. Zürichs neues architektonisches Wahrzeichen direkt gegenüber dem Hauptbahnhof verfügt über grosse Ausstellungsräume, ein Auditorium für öffentliche Veranstaltungen und eine Bibliothek.

Bei ihrem Erweiterungsbau haben die Architekten Christ & Gantenbein nicht am Beton gespart. Tatsächlich präsentiert sich der im Juli 2016 eröffnete neue Flügel als rätselhafte Betonskulptur in Form von abstrakten, kieselsteinfarbenen Stadkliffs. Die massiven trapezförmigen Elemente schliessen direkt an das ursprüngliche historistische Schloss aus dem 19. Jahrhundert an und schlängeln sich dem neuen Innenhof, dem Platzspitzpark und dem Fluss Limmat entlang. Die spektakulärsten Ausblicke geniesst man zweifellos von der monumentalen Treppe im dramatisch aufragenden "Brückenteil". Zahlreiche Bullaugenfenster eröffnen aufregende neue Blicke auf Altbau, Hof, Park und Fluss. Der Erweiterungsbau ist ansonsten weitgehend fensterlos.

Museo La Congiunta, Giornico TI

Museo La Congiunta, Giornico, Hans Märkli, Hans Josephsohn, © Karin Bürki. Explore more on Heartbrut.com

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Museo La Congiunta, Giornico, Hans Märkli, Hans Josephsohn, © Karin Bürki. Explore more on Heartbrut.com

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Hier ist eine Idee für einen Ausflug zu einem der radikalsten und archaischsten Kunstmuseen der Schweiz. La Congiunta ist dem Schweizer Bildhauer Hans Josephsohn gewidmet, dessen Reliefs und Halbfiguren in dem kargen Sichtbetonbau von Peter Märkli eine perfekte Entsprechung gefunden haben. Das depotartige Museum befindet sich in Giornico, einem malerischen Dorf im Norden des Tessins, auf halbem Weg zwischen Bellinzona und Airolo. La Congiunta geniesst unter Kunst- und Architekturliebhabern Kultstatus. Das liegt nicht zuletzt an dem einzigartigen Zugangssystem, das es so wohl nur in der Schweiz gibt: Man holt den Schlüssel einfach in der Osteria neben der Bushaltestelle im Zentrum von Giornico ab, spaziert zum Dorfrand und überquert die römische Brücke über den Ticino.

Der Rohbeton-Monolith ist nicht zu übersehen. Im asketischen Innern reihen sich Josephsons Reliefs und Skulpturen aneinander und starren stoisch auf die Betonwände oder aufeinander. Es gibt viel Luft und Licht und sonst nicht. Wo hört die Skulptur auf und wo beginnt die Architektur? Märkli selbst bezeichnete sein Projekt als eine "radikale architektonische Meditation". Nimmt man dann noch die wildromantische Kulisse der Leventina dazu, kommt der Kopf im Handumdrehen zur Ruhe. Zen.

Bündner Kunstmuseum, Chur

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Museum of Fine Arts Chur, Bündner Kunstmuseum Chur, Barozzi/Veiga, © Karin Bürki/Heartbrut. Explore more on Heartbrut.com

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Der riesige grauweisse Würfel im Zentrum von Chur ergänzt seit 2016 die Villa Planta, das prachtvoll gestaltete ursprüngliche Heim des Kunstmuseums aus dem achtzehnten Jahrhundert. Der Erweiterungsbau ist eine zeitgemässe Interpretation des palladianischen Prunks der Villa - unter rigoroser Reduktion aller überflüssigen Elemente. Die charakteristischen Reliefplatten der Fassade bestehen aus 4.600 quadratischen Betonformsteinen. Das puristische Thema setzt sich auch im Inneren fort, wo man zeitgenössische Kunstausstellungen und zur Nachmittagsteezeit ältere Damen in Pink bewundern kann. Der minimalistische Kubus des Büros Barozzi/Veiga aus Barcelona wurde 2018 mit dem RIBA Award For International Excellence prämiert.

Plateforme 10, Lausanne

MCBA, Lausanne, Barozzi/Veiga, © Karin Bürki. Explore more on Heartbrut.com

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Mudac, Musée de l'Élysée, Manuel and Francisco Aires Mateus, Lausanne, Plateforme 10, © Karin Bürki. Explore more on Heartbrut.com

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Die Zukunft beginnt direkt neben dem Bahnhof von Lausanne in Form eines kühnen Gebäudes aus hellgrauem Industrieziegel. Mit seiner selbstbewussten und skulpturalen Form erinnert es an die Radikalität der frühen brutalistischen Werke und ist zweifellos ebenso fotogen. Der ehrgeizige Bau von -erneut- Barozzi/Veiga beherbergt das Kantonale Museum der Schönen Künste. Es ist ein Prestigeprojekt, das gesehen werden will: Das 2019 eingeweihte MCBA soll Lausanne einen festen Platz in der nationalen Kunstlandschaft verschaffen. Neben den regelmässigen Ausstellungen zeigt das Museum auch eine Dauerpräsentation (Eintritt frei!), in der Trouvaillen aus den Waadtländer Kunstsammlungen vom 18. Jahrhundert bis heute zu entdecken sind.

Das MCBA wird im Juni 2022 durch das Musée de l'Elysée (Museum für Fotografie) und das mudac (Museum für zeitgenössisches Design und angewandte Kunst) ergänzt. Beide Museen teilen sich einen von der Moderne inspirierten Betonkubus, der von den portugiesischen Architekten Manuel und Francisco Aires Mateus entworfen wurde. Ein auffälliges Fensterband durchschneidet das Gebäude. Es markiert die Ebene, wo die beiden Museen zusammenkommen. Die drei Räume bilden das Herzstück des neuen Kunstviertels Plateform 10, das auch ein cooler urbaner Hotspot zum Treffen, Essen und Entspannen ist.

Schaulager, Münchenstein/Basel

Laurenz Stiftung Schaulager, © Karin Bürki. Explore more on Heartbrut.com

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Laurenz Stiftung Schaulager, Herzog & de Meuron, © Karin Bürki. Explore more on Heartbrut.com

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Es sticht sofort ins Auge: Das kleine Pförtnerhäuschen mit dem Giebeldach und der massiven, lehmfarbenen, Erdbetonfassade aus vor Ort ausgehobenen Kieselsteinen. Es wirkt wie eine Art putziges Pendant zum wuchtigen, polygonalen Schaulager, das sich dahinter erhebt. Die 50 Zentimeter dicken Wände und das futuristische Erscheinungsbild sind aber nicht etwa eine exzentrische Idee von Herzog & de Meuron. Sondern die pragmatische Antwort auf die Form des Grundstücks und die Idee des Schaulagers als Lagerhaus, Ausstellungsort und Forschungsstätte für High-End Kunst aus dem 20. und 21. Jahrhunderts.

Der Bau läutete 2003 die Transformation des Dreispitz-Areals ein. Inzwischen hat sich das einstige Industriegebiet an der Basler Stadtgrenze zu einem pulsierenden Hotspot für Bildung, Kunst und Kreativwirtschaft mit aufregender Architektur entwickelt. Die Hochschule für Gestaltung und das Haus der elektronischen Künste befinden sich in unmittelbarer Nachbarschaft. 2023 zieht auch das Kunsthaus Baselland ins Boomquartier. Übrigens: Auch in Sachen erneuerbaren Energien ist das Schaulager ein Vorreiter: Auf dem Dach befindet sich seit 2015 eine Photovoltaik-Anlage.

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