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Beton-Origami

Was passiert, wenn Bauhaus-Ideale, Béton Brut-Ästhetik und Schweizer Ingenieur-Know how zusammenkommen, um eine Werkstatt für Maurer-Lehrlinge im Nachkriegs-Basel zu bauen? Wahrscheinlich eines der elegantesten Beton-Origamis der Welt. Wenn Schönheit Reduktion ist, dann hat das Architekten-Team hier an nichts gespart: Es baute aus Beton-Falten, Glas und viel Licht eine Bauhütte von der Dimension einer Kirchenhalle (Die Dachfalten spannen sich über 30 Meter!). Entstanden ist ein Meisterwerk von geradezu brutaler Brillanz und Zeitlosigkeit. Heute fungiert die Maurerhalle als Hörsaal und Multifunktionsraum. Von ihren akkurat aufgereihten Pulten können die Studierenden das Lichtspiel auf den Weiten des Betons betrachten und über das zischende Geräusch nachdenken, das heisser Beton macht, wenn man ein kaltes Getränk auf ihn schüttet.

Nun stellt sich die Frage, warum man eine kirchenähnliche Betonhalle für Maurer-und Gipserlehrlinge baute. Eine simple Bauhütte hätte es schliesslich auch getan? Die Maurerhalle ist Teil der Allgemeinen Berufschule Basel. Hermann Baur, der Chef-Architekt, war beim Entwurf der Halle gerade mit einem Kirchenbau beschäftigt. Ausserdem war er ein dezidierter Anhänger des «schülerbasierten Bauens», das so viel Licht wie nur möglich, helle Farben und kostengünstige Baumaterialen forderte. Die stark an den spartenübergreifenden Bildungsidealen des Bauhaus orientierte Schule stand modellhaft für die neue Offenheit: Die Anlage umfasst insgesamt vier separate Trakte. Die vier Unterrichtsgebäude sind locker um einen zentralen Hof angeordnet, wo prominent eine Betonstele des Künstlers Hans Arp steht. Auch das ist kein Zufall. Bewegungsfreiheit und Zugang zu Natur und Kunst sollten, so die Maxime der Modernisten, zu einem positiven Lernklima im Klassenzimmer beitragen. Die aufs menschliche Mass angepasste und betont sachliche Architektur reflektierte das gewandelte Verhältnis zwischen Individuum und staatlicher Autorität. 

Zwischen 2006 und 2010 wurde die Schule umfassend saniert. Das ist aber glücklicherweise kaum sichtbar. Die Leitung des auftraggebenden Basler Hochbauamts war sich der baugeschichtlichen und kulturellen Bedeutung der - damals noch nicht gechützten - Bauten wohl bewusst. Sie arbeitete daher eng mit der Denkmalpflege zusammen. Die Sanierung konzentrierte sich auf den Erhalt der optischen Qualität der Objekte und die Optimierung der Energiebilanz auf den heutigen Standard. Die neuen Holz-Metall-Fenster übernehmen Struktur, Profil und Farbigkeit der ursprünglichen Holzfenster. Grösste Sorgfalt wurde beim Erhalt der charakteristischen Patina der verschiedenen Betonarten verwendet, besonders im Bereich der stellenweise stark verschmutzten Fassade. Anstelle der üblichen Hochdruckreinigung wurden die Elemente über mehrere Wochen stetig mit Leitungswasser bewässert. Dank den Möglichkeiten modernster Betonkosmetik konnten schliesslich auch die gefürchteten «Betonflecken» vermieden werden.

MAURERHALLE, MASONRY HALL, INTERIOR CONCRETE FOLD DETAIL, HERMANN BAUR, BASEL 1961 I ©HEARTBRUT / KARIN HUNTER BÜRKI
Masonry Hall (Maurerhalle) Basel, Hermann Baur, Swiss Brutalism I © Heartbrut / Karin Hunter Bürki

© Karin Bürki/Heartbrut

© Karin Bürki/Heartbrut

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