PMS Kreuzlingen, Esther + Rudolf Guyer, Swiss brutalist icon, © Karin Bürki/Heartbrut. Explore more on Heartbrut.com
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PMS Kreuzlingen

Nordafrikanische Wüstenfestung trifft auf Pop-Art-Ästhetik der 60er Jahre in dieser wegweisenden brutalistischen Schulanlage des Schweizer Architektenehepaars Esther + Rudolf Guyer.
Picture of Words & images: Karin Bürki

Text und Bilder: Karin Bürki

Diese Betonoase befindet sich in der Schweizer Grenzstadt Kreuzlingen - Deutschland und der Bodensee sind nur einen Steinwurf entfernt. Sie entfaltet ihre ganze Pracht an glühend heissen Sommertagen, wenn sich die Architektur auf der Wasseroberfläche der zentralen Brunnenskulptur in flirrende Abstraktionen auflöst und die Sonne harte Schatten knallt. Drei Trakte gruppieren sich um eine grosszügige Piazza, die den Studierenden eine grandiose Bühne bietet. Die erdigen, lehmzigelfarbenen Töne und die reduzierte, archaisch anmutende Architektur zitieren nordafrikanische Festungstädte, während die leuchtend orangefarbenen Kandelaber und die beiden Brunnenskulpturen mit ihren Pop-Art- und Space-Age-Referenzen dem Zeitgeist Tribut zollen. Für den Look entwickelten die Guyers eigens eine speziell pigmentierte Betonmischung mit einem rauen, scharrierten Finish.

Die PMS Kreuzlingen gilt als eine der bedeutendsten brutalistischen Schulen der Schweiz und war für die 1970er Jahre stilprägend. Eine kürzlich erfolgte Instandsetzung sorgt dafür, dass die pädagogische Maturitätsschule weiterhin zur Spitzenklasse gehört.

Ursprünglich befanden sich die Unterrichtsräume in einem ehemaligen Barockkloster. In den 1960er Jahren waren die Kapazitäten jedoch erschöpft, und klösterliche Zucht und Ordnung stand im Widerspruch zu den fortschrittlichen Lehrmethoden. Mit dem unterhalb des Klosters am Hang errichteteten Erweiterungsbau gelang den Guyers der Spagat zwischen Tradition und progressivem Zeitgeist. Bei der Gestaltung der Innenbereiche blieb das Architektenpaar jedoch auf halber Strecke stecken. Während im Haupttrakt Helligkeit und Sachlichkeit dominieren, verströmen im Musiktrakt gedämpftes Licht, massive Wandkunst, dunkle Holzdetails, Klinkerböden und Rosttöne die typische Atmosphäre einer Kirche aus der Epoche. Gezielt platzierte Lichtelemente und Heizungsradiatoren nehmen das orangefarbene Thema aus dem Aussenbereich auf und setzen einen spritzig-futuristischen Kontrast.
Doch dann wird es im Musiktrakt unerwartet psychedelisch. Die Klassenzimmer tragen die Namen «Ort der Ironie», «Ort der Irrationalität» oder, etwas ernüchternd, «Kälte». Die Lehren der brutalistischen Architektur erweitern immer wieder den Geist.
Ungewöhnlich für einen brutalistischen Bau, erhält die PMS Kreuzlingen von Studierenden und Mitarbeitenden durchwegs Bestnoten.