In der Schweiz der Nachkriegszeit hatte die Architektur die Aufgabe, Antworten auf die Fragen des radikalen sozialen Wandels und des beispiellosen Wirtschaftswachstums zu finden. Das 1960 in Arbon errichtete Saurerhochhaus setzte in dieser Diskussion ein frühes Ausrufezeichen. Der 13-stöckige Betonbau auf Pfählen führte im Thurgau eine neue Wohnform ein: Die Hochhaussiedlung und Maisonettewohnungen für Arbeiterfamilien.
Ein Nachkriegspalast für Arbeiterfamilien: Wenn im 20. Jahrhundert von Arbon die Rede war, war meistens nicht die historische Stadt am südlichen Ufer des Bodensees zwischen Konstanz und Bregenz gemeint, sondern Saurer. Das Unternehmen belieferte damals die ganze Welt mit Lastwagen, Bussen, Militärfahrzeugen und Maschinen für die Textilindustrie. In der Nachkriegszeit erlebte sie ihre Blütezeit und beschäftigte über 5000 Mitarbeitende. Viele davon in Arbon. Angesichts des massiven Zustroms von Arbeitskräften suchte die Stadt dringend neuen und günstigen Wohnraum.
Die zündende Idee hatte Albert Dubois, der damalige Generaldirektor von Saurer. Er beauftragte seinen Bruder, der Architekt war, ein Gebäude zu entwerfen, das Wohnraum für 200 «Saurer-Familien» schaffen sollte. Gleichzeitig sollte es dem Status des Unternehmens als sozial verantwortliches Unternehmen und zukunftsorientierter Global Player architektonisch Gestalt geben. Georges-Pierre war dafür der richtige Mann; hatte er doch von 1937 bis 1940 im Büro von Le Corbusier gearbeitet. Dubois griff zu.